Beißzange umschmieden zur Schmiedezange

Zangen kann man beim Schmieden nicht genug haben. Aber oft bekommt man die benötigten Zangen nicht in der Form oder Größe zu kaufen in der man sie benötigt. Hier hat man die Alternative zum ändern vorhandener Zangen oder des kompletten Neuschmiedens. Im folgenden Artikel zeige ich die Arbeitsschritte und das benötigte Werkzeug auf um eine kleine Zange umzuschmieden. So kann man sich je nach Bedarf sein Schmiedewerkzeug erweitern.

Das Ausgangsmaterial ist eine kleine Beißzange aus dem Baumarkt. Die Länge beträgt ca. 20cm. Die kleinsten Schmiedezangen die ich besitzt liegen um die 30 cm. Die neue Zange wird um einiges kürzer und handlicher werden als alle Schmiedezangen

Die benötigten Werkzeuge:

  • Kugelhammer 600 / 900 Gramm
  • Gasesse
  • Amboss 200 KG
  • Der Winkelschleifer hat diesmal Pause !

 

Die Zange aus dem Baumarkt vor dem Umschmieden

Zange zur Schmiedezange umschmieden

Hier habe ich eine preiswerte Beißzange aus dem Baumarkt. Sie kostet ca. 3,- bis 4,- €. Sie wird nun umgeschmiedet zur Schmiedezange um kleine Klingen und z.B. Parierelemente usw. welche geschmiedet oder geglüht werden müssen zu handhaben.

Der Stahl der Beißzange ist im Gegensatz zur Schmiedezange ein härtbarer Stahl. Man muss im Gebrauch also darauf achten das sie nicht auf Temperatur kommt, bzw. sie nicht im Wasser abgeschreckt wird wie eine Schmiedezange. Wenn ich den Bolzen der Zange entferne und die Einzelteile separat schmiede geht es etwas einfacher. Aber dann muss ich sie danach wieder vernieten. Also werde ich der Einfachheit halber die Zange in einem Stück umarbeiten.

 

 

Die Zange wird in der Gasesse auf Schmiedetemperatur gebracht

Zange zur Schmiedezange umschmieden schritt 2

Die Zange wird in die auf Schmiedetemperatur aufgeheizte Gasesse gelegt. Die Masse der Zange ist nicht besonders groß. Es sind nur ein paar hundert Gramm. Hierfür genügt eine niedrige Einstellung am Manometer. Mit ca. 0.2 bis 0,5 bar Druck kommt man hin.

Die Zange wird nun auf Schmiedetemperaturm das sind ca. 1000° C bis 1050! C gebracht. Die Glühfarbe ist ein orange bis Gelb-Orange.  Diese Temperatur genügt vollauf zum umschmieden. Es muss nicht die ganze Zange auf Temperatur gebracht werden. Der Kopf der Zange genügt.

 

 

 

 

Die glühende Zange auf dem 200Kg Amboss

Zange zur Schmiedezange umschmieden 3

Der glühende Kopf der Zange wird nun auf dem Amboss ( im Bild mein 200KG Amboss) vorsichtig umgeschmiedet. Man kann gut erkennen, das lediglich die Backen der Zange auf Temperatur sind. Der Bolzen glüht nur schwach.

Zum Schmieden nehme ich einen kleinen Schmiedehammer. Er sollte nicht zu groß und schwer sein. Mit einem kleineren Hammer sind die Schläge besser zu dosieren. Zudem ist die Hammerbahn kleiner, was eine bessere Sicht auf das Werkstück ermöglicht.

Das Zeitfenster beim Schmieden kleiner Werkstücke ist recht klein. So bleiben hier nur wenige Sekunden bis die Zange wieder zu kalt wird.  Das ist der Fall sobald die Glühfarbe ein dunkles Kirschrot erreicht, bzw. wenn die Hammerschläge härter von der Zange zurückprallen.

 

Umschmieden der Zange mit dem 600Gramm Kugelhammer

Zange zur Schmiedezange umschmieden 4

Der 600Gramm Kugelhammer ( Ingenieurshammer ) hat sich für diese Aufgabe als ideal erwiesen. Er ist klein und leicht. Normalerweise schmiede ich mit ihm die Schneiden und, oder den Erl kleinerer Klingen aus.

Bei der Zange werden nun die beiden Backen mit der Hammerbahn vorsichtig „runtergeschmiedet“ Das muss sehr gleichmäßig und vorsichtig geschehen um ein Verdrehen der Zange zu vermeiden. Würde sie sich verdrehen könnte es bei Richten Probleme geben da sie noch vom Bolzen zusammengehalten wird.

 

 

 

Umschmieden der „Backen“ der Beißzange

Zange zur Schmiedezange umschmieden 5

Auf diesem Bild kann man gut erkennen, daß sich die „Backen“ der Zange aufwölben und eine runde Form ähnlich wie bei einer Rundmaulzange bilden. Da ich aber eine Flachzange benötige muss ich die Backen vorsichtig begradigen. doch dazu muss die Zange zuerst wieder in die Gasesse, denn die Temperatur ist soweit gefallen, das ein weiteres Umschmieden nicht mehr möglich ist.

Wenn man die Hammerschläge vorsichtig dosiert so kann man nur die Backen verformen. Der Haltebolzen wird nicht verformt. Das ist wichtig um später ein gleichmäßiges Öffnen und Schließen der Zange zu erreichen.

 

 

 

Richten und begradigen über das Rundhorn am Amboss

Zange zur Schmiedezange umschmieden 6

Die aufgewölbten Backen der Zange werden vorsichtig am Rundhorn des Ambosses begradigt. Das geschieht indem ich das Rundhorn mit den glühenden Backen packe und vorsichtig ohne viel Druck auszuüben packe und festhalte.

Nun schmiede ich mit dem Kugelhammer vorsichtig die aufgewölbten Backen flach.  Zuerst kommt die eine Seite dran, dann drehe ich die Zange rum und schmiede die andere Seite flach.

Dazu benötigt es mehrere Hitzen. Man muss nicht den Ehrgeiz entwickeln es in einer Schmiedehitze zu schaffen. Das kann dazu führen daß man zu eilig und nicht sorgfältig genug vorgeht. Lieber einmal mehr aufheizen. Dann passt es besser.

 

 

Zange zur Schmiedezange umschmieden 8

Hier kann man von der Seite gut erkennen wie sich die runden Backen an das Rundhorn anlegen. Die Hammerschläge haben oben an der Wölbung der Zange bereits eine „platte“ Stelle geschaffen.

Diese Platte wird nach und nach vergrößert indem ich die Schläge wiederhole und dabei die Zange langsam in Richtung der dickeren Seite des Rundhorns ziehe.

Damit wird der Radius immer größer und die Backen recken sich immer mehr in der Grade.

 

 

Richten der fertig geschmiedeten Backen

Zange zur Schmiedezange umschmieden 9

Habe ich die Backen soweit flachgeschmiedet wie ich es möchte muss ich sie am Vierkanthorn des Ambosses richten. Das alleinige Schmieden über das Rundhorn ermöglicht meist keine ausreichend graden und parallelen Backen.

Auf dem Bild ist schön zu sehen wie sich die Backen in die Länge gestreckt haben. Die Wölbung ist vollständig verschwunden, Die Backen sind grade und parallel ausgerichtet.

Der Haltebolzen wurde während der ganzen Schmiedeprozedur nicht getroffen. Er hat noch seine ursprüngliche Form. Das einfache Öffnen und Schließen ist problemlos möglich.

Hat mann den Bolzen versehentlich doch getroffen und die Zange klemmt nun etwas, so kann man das durch wiederholtes Öffnen und Schließen bei glühendem Bolzen korrigieren. Das Bewegen verformt die Teile gegeneinander soweit,  daß diese aneinander vorbeigleiten.

Ist der Bolzen dagegen zu locker, so genügt ein leichter Schlag mit dem Schmiedehammer auf den glühenden Bolzen um diesem etwas zu stauchen.

 

Die fertige Schmiedezange Noch glüht sie!

Zange zur Schmiedezange umschmieden 10

Die Schmiedezange ist nun fertig. Sie lässt sich öffnen und schließen. Alles passt. Jetzt folgt das Normalglühen welches nach dem Schmieden die Stahlstruktur wieder richtet und einstellt. Bei dieser Zange empfiehlt es sich sie langsam abkühlen zu lassen um ein Härten der Backen und des Bolzens zu vermeiden.

Kleine Unregelmäßikeiten lassen sich noch mit dem Schmiedehammer richten.

 

 

 

Die Schmiedezange fertig gerichtet und abgekühlt.

Zange zur Schmiedezange umschmieden 11

Die fertige Zange auf dem Amboss. Sehr schön zu erkennen ist das gleichmäßige Schließen der Backen. Damit lassen sich sehr praktisch kleine Werkstücke packen und in die Gasesse, oder den Glühofen zu legen.

Nun ja, auf dem Bild links kann man erkennen, daß ein Hammerschlag den Bolzen wohl doch getroffen hat. Die Funktion leidet allerdings nicht darunter. Also ist das auch kein Beinbruch.

 

 

 

 

 

 

Präzises Zupacken mit der neuen Schmiedezange

Zange zur Schmiedezange umschmieden 12

Wie genau ich mit der neuen Zange zupacken kann sieht man auf dem Bild. Hier habe ich ein 1 Centstück mit der Zangenspitze gepackt. Die Zange eignet sich auch für das Biegen und Drehen kleiner Werkstücke wie Haken oder Halteringen.

Eine schöne und praktische Ergänzung für unser Schmiedewerkzeug!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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